Methoden der Herrschaftssicherung und Schicksale von Verfolgten des NS-Regimes erforschen – dies an „Originalquellen“ zu tun, wurde den Schülerinnen und Schülern der beiden 9. Klassen im Berliner Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ ermöglicht.

Dieses wurde in der ehemaligen Prinz-Albrecht-Straße (heute Niederkirchnerstraße)/Ecke Wilhelmstraße unweit des Potsdamer Platzes errichtet. Hier befanden sich von 1933 bis 1945 die wichtigsten Zentralen des nationalsozialistischen Terrors: das Geheime Staatspolizeiamt mit eigenem „Hausgefängnis”, die Reichsführung-SS, der Sicherheitsdienst (SD) der SS und während des Zweiten Weltkriegs auch das Reichssicherheitshauptamt. Alle diese Institutionen waren maßgeblich an der Verfolgung und Vernichtung politischer Gegner, Kriegsgefangener und aus rassistischen Gründen Ausgegrenzter beteiligt.

Bei der Arbeit hier zeigte sich, dass historische Forschung mühsam ist, weil einzelne, sorgfältig recherchierte Puzzleteile zusammengefügt werden müssen, um ein Gesamtbild zu erhalten, und dabei trotzdem manchmal die ein oder andere Frage offenbleiben muss, weil Daten fehlen.

So blieb z. B. das Schicksal von Anton Winter ungelöst. Er hatte versucht, den unwürdigen Lebensbedingungen im Generalgouvernement (im Zweiten Weltkrieg besetzte polnische Gebiete) zu entgehen, wohin er als „Zigeuner“ im Zuge der Zwangsumsiedlung verschickt worden war. Eine Rückkehr in seinen Heimatort Köln war ihm jedoch strengstens untersagt. Dort wurde er aufgegriffen und 1944 ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Hier verliert sich seine Spur.

Dass sich intensive Recherchen noch lange später auch lohnen können, verdeutlichte die Tatsache, dass trotz mangelnder Quellenlage herausgefunden wurde, dass Johannes Dehnert (Häftling in einem Jugendschutzlager) und Hedwig Becker (inhaftiert und entlassen in/aus Auschwitz) den Krieg überlebten und erst in den 1960er bzw. 1970er Jahren verstorben sind.

Auch diese Fragen bleiben und fordern uns immer noch bzw. wieder heraus: Wieso gab es so viele Zuschauer? Hatten die Täter kein Gewissen? Wieso konnten Menschen dermaßen verrohen und ihre Menschlichkeit verlieren? Wollen wir heute tatsächlich wieder solch einen propagandierten „Volksgemeinschaftssinn“ oder sollten wir Vielfalt und Toleranz nicht besser wertschätzen?