Am letzten Mittwochabend konnten wir endlich den schon seit langer Zeit geplanten Theaterbesuch der Vorstellung „Linie 1“ im Berliner Grips-Theater „verwirklichen“.

Bereits im Sommer musste sich um die Karten gekümmert werden, da die Vorstellungen der gesamten Spielzeit immer sofort ausverkauft sind. Das Stück ist seit Jahrzehnten Kult und erlebte eine Woche vor unserem Besuch bereits die 2000. Vorstellung.

Die Inszenierung im legendären Jugendtheater am Hansaplatz im Berliner Tiergarten war eine mitreißende und beeindruckende Aufführung, die uns auf eine emotionale Reise durch das pulsierende Leben im Berlin der 80er Jahre mitnahm.

Die Hauptprotagonistin heißt Natalie, sie kommt aus der westdeutschen Provinz nach Kreuzberg auf der Suche nach ihrer vermeintlichen großen Liebe Johnny und trifft dabei typische Berliner, meist vom Rand der Gesellschaft, die alle ihre eigene aufregende, manchmal auch traurige Geschichte zu erzählen haben: Zuhälter, Punks, Gastarbeiter, eine Witwentruppe, Polizisten, Obdachlose und Junkies.

Die Bühnenbilder fanden wir kreativ, wobei die U-Bahn-Linie 1 als Metapher für das gesamte Stadtleben dient. Die Inszenierung nutzt geschickt Schauspieler vieler Altersgruppen und Ethnien, die mit Leidenschaft agieren, um die Vielfalt der Berliner Charaktere darzustellen, wie man sie eigentlich auch heute noch findet. Die musikalische Begleitung war toll, von eingängigen Songs bis zu ergreifenden Balladen. Wir haben herausgefunden, dass im Ensemble mit Dietrich Lehmann, dem „alten Herrn mit Hut“, ein Schauspieler steht, der schon seit der Uraufführung 1986 dabei ist.

Besonders beeindruckend fanden wir die Art und Weise, wie das Grips Theater aktuelle soziale und politische Themen aufgreift, wodurch das Stück sehr zeitgemäß wirkt. Die Inszenierung hat es geschafft, uns sowohl zu unterhalten als auch nachdenklich zu stimmen. Sie hinterließ bei uns einen bleibenden Eindruck über die Vielschichtigkeit des städtischen Lebens. Obwohl die Handlungen anhand der Kostüme, der Sprache und einzelner Szeneninhalte eindeutig einer Zeit von vor 40 Jahren zuzuordnen ist, fanden wir „Linie 1“ ein gelungenes Spektakel, das die Atmosphäre Berlins einfängt und das Publikum immer noch in seinen Bann ziehen kann.

Philipp und Sina, Klasse 11a/b

Szenenfotos von der Vorstellung mit freundlicher Genehmigung vom Grips Theater © David Baltzer/bildbuehne.de