15.10.2015

Im Rahmen des Biologieunterrichts haben wir im Mai 2015 mit den Kursen der 11. Jahrgangsstufe eine Exkursion zur Dahme in Wildau unternommen. Im Vorfeld haben wir uns über diverse Arten informiert, die im Bereich der Dahme und der damit verbundenen Wassersysteme leben bzw. früher gelebt haben und jetzt entweder bedroht oder ausgestorben sind. Eingriffe in die Natur durch den Menschen wurden diskutiert, die dazu geführt haben. Hier sind neben der Kanalisierung von Fließgewässern und Trockenlegung von Sumpfgebieten auch Abwässer und Emissionen von Industrie zu nennen. In Wildau existiert der Stichkanal, ein rund 500 m langer Wasserweg zur Dahme. Ursprünglich 1898 zum Rohstofftransport zu den Schwartzkopff-Werken erbaut, ist dieser heute teils zugeschüttet und in seiner Umgebung sowie in dem bis zu 2 m dicken Sediment mit u.a. mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), Phenolen und Altöl belastet, die aus der damaligen Produktion stammen. Die PAK- und Phenol-Verbindungen stellen zum Einen eine Geruchsbelästigung dar und sind gesundheitsgefährdend, zum Anderen werden Grundwasser sowie Dahme belastet. Die Sanierung dieser Schäden ist nicht trivial, da die belasteten Flächen teilweise überbaut sind. Die Stadt Wildau hat das Gelände 2012 von der GESA für € 1 erworben und 2014 beschlossen, die Planungsleistungen zur Entwicklung des Stichkanals zu einem naturnahen Gewässer an das Planungsbüro Terra Urbana GmbH  zu vergeben (Verweis 1). Für Sanierung und Renaturierung wurde eine Summe von € 1,2 Mio. veranschlagt, von denen ca. 90% durch Fördermittel des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (MUGV) finanziert werden können (Verweis 2) . Die bewilligte Sanierung des Kanals stockt, Planungskosten in Höhe von € 72.000 sind noch nicht eingesetzt worden (Verweis 3).

Diese Situation hat uns motiviert, Lösungsansätze zur Sanierung belasteter Böden sowie Finanzierungsmöglichkeiten zu recherchieren und zu bewerten, um die Ergebnisse der Gemeinde Wildau sowie dem zuständigen Planungsbüro zu präsentieren. Ein erster solcher Termin fand am 15.10.15 im Rathaus Wildau statt, zu dem der Bürgermeister der Stadt Wildau, Dr. Malich, eingeladen hatte, und bei dem Herr Dr. Dautz von Terra Urbana sowie Schülerinnen und Schüler der Biologie-Kurse, Frau Dr. von Platen, Herr Dr. Kreuzmann sowie Herr Dr. Bläß erschienen sind.

Zum Abbau von PAK und Phenolen wurde die Kombination eines biologischen und eines physikalischen Verfahrens vorgeschlagen. So können zur Sanierung von PAK-, Phenol- und Altölschäden Bakterien genutzt werden, die die Stoffe in leicht verdaubare und unschädliche Stoffe umwandeln (Verweis 4) . In einem von inocre entwickelten Verfahren der In-situ-Sanierung werden zunächst schadstoffabbauende Mikroorganismen angereichert und mit Grundwasser, das aus dem kontaminierten Bereich abgepumpt wurde, großflächig über dem belasteten Boden verrieselt. Die Mikroorganismen versickern im Boden und führen eine On-site-Fermentierung der Phenole und Altöle zu unschädlichen Substanzen aus (Verweise 5+6) . Dies ist mit elektrokinetischen Verfahren kombinierbar, die den mikrobiologischen Schadstoffabbau durch elektrokinetische Dispersion stimulieren (Verweis 7) (Abb.). Hierbei werden Schadstoffe/Nährstoffe, Elektronenakzeptoren und Mikroorganismen in räumliche Nähe gebracht, um den Schadstoffabbau zu optimieren.

Es wurde eine Kofinanzierung einer solchen Maßnahme durch Fördermittel aus dem von der EU seit 2013 aufgelegten Programm LIFE+ „Natur und biologische Vielfalt“ vorgeschlagen (Verweis 8). Eine Finanzierung aus diesem Programm ist möglich, weil das Ökosystem Dahme mit zahlreichen Gewässern in Kontakt steht und an das Naturschutzgebiet Spreewald grenzt und somit einen prioritären Lebensraum darstellt und besonders schützenswert ist. Die EU unterstützt solche besonderen Fälle mit 75% der förderfähigen Kosten für maßnahmenbezogene Zuschüsse (Verweis 9).

Die Ansätze wurden diskutiert, mit den bisherigen Planungen der Terra Urbana verglichen und eine weitergehende Zusammenarbeit in Vorbereitung sowie Durchführung der Sanierung vereinbart. Auf Anregung von Herrn Dr. Malich wurde auch die Einbindung weiterer Kooperationspartner aus Forschung und Entwicklung angeregt, hier insbesondere der TH Wildau und der Fraunhofer Einrichtung für Polymermaterialien und Composite CYPO, sowie KmU mit Expertise auf diesen Gebieten sowie schließlich verfügbare Förderoptionen.

Verweis 1   H 02/23/14. Vergabe der Planungsleistungen (Leistungsphasen 1 bis 4) für das Projekt “Entwicklung des Stichkanals zu einem naturnahen Gewässer” im Amtsblatt für die Stadt Wildau – 23. Jahrg., Ausg. Nr. 4, 24.10.2014.
Verweis 2   Vorbericht zum Haushaltplan der Stadt Wildau von 2012
Verweis 3   Mohr, Franziska: Sanierung des Wildauer Stichkanals geht voran, In: Märkische Allgemeine Zeitung, 09.07.2014
Verweis 4   Vgl.: Unbekannt: Wie die Natur das Öl verdaut. In: http://www.wissenschaft.de/archiv/-/journal_content/56/12054/54409/Wie-die-Natur-das-%C3%96l-verdaut/
Verweis 5   Vgl.: inocre Umwelttechnik GmbH. In: http://www.teresa3.de/files/file38.pdf
Verweis 6   Vgl.: inocre Umwelttechnik GmbH. In http://www.teresa3.de/files/file39.pdf
Verweis 7   Leistungsbuch Altlasten und Flächenentwicklung 2004/2005, Leistungsbereich 58, Landesamt Nordrhein-Westfalen: Materialien zur Altlastensanierung und zum Bodenschutz (MALBO), Band 20, pp 635-830
Verweis 8   Vgl.: Environment LIVE Programme In: http://ec.europa.eu/environment/life/
Verweis 9   Vgl.: Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft: LIFE 2014-2020 Förderung für Umwelt und Klima In: https://www.smul.sachsen.de/foerderung/48.htm