Am Abend des 04. Dezember 2025 besuchten wir, der Deutsch-Grundkurs der Klasse 12b, die Aufführung des Dramas „Woyzeck“, welches einer der Schwerpunkte unseres Kurshalbjahres war, im Berliner Ensemble im Herzen Berlins.

Das von Georg Büchner verfasste, gesellschaftskritische Dramenfragment beschäftigt sich mit sozialer Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Machtmissbrauch und der zentralen Frage, ob menschliches Handeln durch den freien Willen eines Individuums oder durch äußere Umstände bestimmt wird.

Der arme Soldat Franz Woyzeck lebt gemeinsam mit seiner Freundin Marie und deren unehelichem Kind, welche er trotz vieler niederer Arbeiten, wie der Rasur seines Vorgesetzen und der Teilnahme an inhumanen Experimenten als Versuchsobjekt, kaum ernähren kann. Woyzecks psychischer und physischer Zustand verschlechtert sich zunehmend. Als Marie ihn mit dem stattlichen, ihm überlegenen Tambourmajor betrügt, mündet sein Wahnsinn schließlich in Gewalt und er ermordet Marie.

Das Stück wurde vom Regisseur Ersan Mondtag neu interpretiert und spielt in einem kleinen Camp im Wald. Einige Stellen des Theaterstücks sind im originalen Dramentext nicht wiederzufinden, andere wurden dahingegen weggelassen. Ebenfalls auffällig war die Rollenbesetzung, welche, Marie inkludiert, ausschließlich aus Männern bestand.  Dies könnte mit dem Anspruch des Regisseurs zusammenhängen, in der Inszenierung einen besonderen Fokus auf das Thema toxische Männlichkeit zu legen.

Bereits vor Beginn der Vorstellung saß Woyzeck am Bühnenrand und zeigte Anzeichen seines Wahnsinns. Er wirkte desorientiert und bewegte sich nervös. Besonders beeindruckend war, wie die inneren Konflikte Woyzecks durch präzises darstellerisches Können sichtbar wurde. Insgesamt agierten die Schauspieler überzeugend und wirkten stellenweise nahbar und sogar humorvoll, was ein Eintauchen in das Stück erleichterte.

Das Bühnenbild schuf eine düstere Atmosphäre, welche durch musikalische Untermalung verstärkt wurde. Mysteriöse Gestalten, welche nur Woyzeck sieht, spiegelten seinen zunehmenden Wahnsinn wider und verliehen der Inszenierung eine unheimliche und unheilvolle Atmosphäre.

Gerade dadurch wirkten die helleren Tagszenen, die stellenweise heiter, ironisch und humorvoll das Beisammensein in der Gemeinde zelebrierten, sehr kontrastreich und passend zum ambivalenten Zustand Woyzecks.

Die Stimmung im Saal war gespannt und das Publikum wirkte gefesselt. Die Begeisterung für die Inszenierung wurde zum Ende mit lautem Applaus, beinahe Jubel, besonders deutlich.

Trotz der Abkehr von der Originalfassung, war die Darstellung des Grundkonflikts sehr treffend, kann jedoch ohne Vorkenntnisse zum Drama als schwer verständlich wahrgenommen werden.

Der Theaterbesuch hinterließ uns mit einem eindringlichen, vielleicht sogar etwas mulmigen Gefühl und war trotzdem – oder gerade deshalb – ein echtes Highlight, das unser Kurshalbjahr hervorragend abgerundet hat.

Wir können einen Besuch der Inszenierung definitiv weiterempfehlen.

Zoe L., Deutsch-Grundkurs 12b

Fotos: privat